● Wie ist Ihr Arbeitsablauf?
Ich verwende das CAT-Tool Trados. Damit kann ich auf der Grundlage vieler gängiger Dateiformate arbeiten, wie Office-, XML-, HTML- und Textdateien – ganz ohne Tags oder Zeichenformatierungen zu beschädigen. Wenn Sie darüber nachdenken, wie Sie Dateien für die Übersetzung aufbereiten können, sprechen Sie mich gern an, damit wir gemeinsam einen Workflow entwerfen können.
Trados unterstützt auch XLIFF-Dateien, die aus Cloud-Tools wie XTM, Smartling oder Crowdin heruntergeladen werden können. Direkt in Cloud-Tools, Weboberflächen oder browserbasierten Editoren arbeite ich nicht, da diese die Übersetzungsproduktivität unweigerlich stark verringern.
Sobald ich die richtigen Dateien und ggf. Informationen zur Zielgruppe, bereits vorhandenen deutschen Texten und sonstigem Kontext habe, übersetze ich, stelle dabei Rückfragen entweder sofort oder in einer Fragendatei, (finde nebenbei auch gern Bugs im Quelltext, die ich auf Wunsch mitschreibe) …
… lese meine Übersetzung gründlich selbst durch und gebe sie zurück.
Da ich nur eine Person bin, empfehle ich eine Korrekturlesephase in Ihrem Hause oder durch einen externen Korrektor. Es ist völlig unmöglich, alle seine eigenen Flüchtigkeitsfehler zu finden – wie jeder Mensch weiß, der seine bereits abgesendeten E-Mails gerne noch mal durchliest. Ich kann eine Korrektorin vorschlagen, aber ich kann sie nicht ersetzen.
● Was bieten Sie nicht an?
- Korrekturlesen, aber ich kann eine hervorragende Korrekturleserin empfehlen, mit der ich auch gern selbst zusammenarbeite.
- DTP/Layout. Beispielsweise sehen übersetzte PowerPoint-Dateien im Allgemeinen sehr seltsam aus, aber das können andere viel schneller und besser beheben als ich.
- Nachbearbeitung maschineller Übersetzungen (MTPE). Kostet mehr Zeit und Kraft als eine Neuübersetzung, und das Ergebnis ist schlechter. Keine Frage: Um nur ungefähr herauszufinden, worum es in einem Text geht, sind maschinelle Übersetzungen häufig erstaunlich gut geeignet – aber daraus einen veröffentlichungsreifen Text machen zu wollen, ist mehr Arbeit, als von Grund auf neu zu übersetzen. (Probieren Sie es einfach mal selbst aus.)
● Sollte ich eine Einzelübersetzer/in oder eine Agentur beauftragen?
Das kommt ganz darauf an, was Sie brauchen.
Bei einer Einzelperson können Sie sicher sein, dass alle Übersetzungen aus einer Hand stammen, immer dieselbe Qualität haben und ein konsistentes Bild Ihrer Marke vermitteln. Sie sitzen stets an der Quelle, statt über mehrere Hierarchieebenen hinweg zu kommunizieren (oder auch nicht). Ihre Verwaltungsaufgaben halten sich im Rahmen: Es ist von Vorteil, wenn entweder Sie oder der Übersetzer alle bisherigen Übersetzungen an einem Ort verwalten („Translation Memory“), um bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können. Ebenso können Terminologielisten und eine Aufstellung sonstiger Absprachen verwaltet werden.
Eine Einzelperson kann um die 2500 Wörter am Tag übersetzen; bei sehr einfachen oder wiederholungsreichen Texten auch mehr, aber bei wesentlich mehr sollten Sie zumindest misstrauisch werden. Ganz gleich, wie schnell jemand tippen kann, das menschliche Gehirn hat seine Ausdauergrenzen. Wenn Sie mehr Wörter pro Tag übersetzt haben möchten, als ein oder einige Übersetzer leisten können, kann es besser sein, mit einem internen Projektmanagement oder einer Agentur zu arbeiten.
Eine Agentur kann große Projekte mit mehreren Übersetzern und/oder mehreren Zielsprachen verwalten und Ihnen weitere Aufgaben abnehmen. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass eine gesamte Agentur mal einen Tag mit Fieber im Bett bleibt – dafür können Reibungsverluste durch wechselnde Ansprechpartner entstehen.
So gut wie jede Übersetzungsfirma ist eine Übersetzungsagentur: Im Endeffekt erledigen Freiberufler einen Großteil der Arbeit. Die wenigsten Firmen haben so homogene und stetige Aufträge, dass sie in großem Umfang fest angestellte Übersetzer einsetzen.
Falls Sie überlegen, mit einer Agentur zu arbeiten (oder dies schon tun), achten Sie unbedingt darauf, dass sie wirklichen Mehrwert bietet:
Am unteren Ende des Spektrums stehen die sogenannten „Umtüter“, die die Arbeit freiberuflicher Übersetzer einkaufen, unbesehen an Sie weitergeben und sich dafür eine gute Scheibe von Ihrem Geld abschneiden. Natürlich können diese Agenturen kaum die besten Übersetzer für sich gewinnen, und es ist für Sie viel kostengünstiger, einen Freiberufler direkt zu beauftragen (Stichwort Disintermediation).
Am anderen Ende stehen echte Mehrwertdienstleister, die Übersetzung und Korrekturlesen koordinieren (Vier-Augen-Prinzip), zahlreiche Zusatzleistungen wie Terminologiemanagement, Layout oder SEO anbieten und sich bei Schwierigkeiten ganz selbstverständlich in der Verantwortung sehen.
Von der Einzelperson, die sich als „outsourcender Übersetzer“ ausgibt, bis zum größten weltweiten Konzern steht jede Agentur irgendwo in diesem Spektrum. Seien Sie wachsam: Manche verstellen sich sehr gut, und einige lang bekannte Anbieter sind in den letzten Jahren eigenständig oder durch Fusionen und Übernahmen unerwartet in Richtung Umtüter gerutscht.
● Was ist der Unterschied zwischen einem CAT-Tool und maschineller Übersetzung?
Ein CAT-Tool (Computer Aided Translation) erleichtert das Schreiben des Textes, den der Übersetzer wirklich schreiben will. Im Grunde ist es ein Textverarbeitungsprogramm mit Zusatzfunktionen: Es zeigt jeweils einen Ausgangs- und Zielsatz nebeneinander an, damit der Übersetzer nicht immer wieder den richtigen Ort in beiden Texten finden muss. Außerdem speichert es alle bereits übersetzten Sätze in einer Datenbank (dem Translation Memory oder Übersetzungsspeicher) zur weiteren Nutzung und kann auch anderes Referenzmaterial im Kontext anzeigen, wie vereinbarte Terminologie. Lokal installierte CAT-Tools bieten außerdem ausgereifte Arbeitserleichterungen wie intelligentes „AutoVervollständigen“ und unbegrenzt anpassbare Tastenkombinationen. Online-Tools können dies bisher nicht oder nur wesentlich schlechter.
Eine maschinelle Übersetzung ist ein nach statistischen Prinzipien zusammengewürfelter Text. Anders als ein Mensch versteht der Computer den Text nicht und kann daher nicht zuverlässig mit „Teekesselchen“, kontextabhängigen Bedeutungen, Nuancen, Fehlern im Quelltext und Ähnlichem umgehen. Eine maschinelle Übersetzung ist im Wesentlichen intelligent geratener Wörtersalat. Das ist oft besser als ein Text in einer Sprache, die Sie gar nicht verstehen, aber es länger als ein paar Minuten zu lesen, macht schwindlig.
● Wer ist Erina?
„Erina“ heißt „stachelig“, etwa in der biologischen Bezeichnung für die Tierart Igel. Jetzt kann ich’s ja verraten: Black-Hat-Umgang mit Sprache. Als ich mich selbstständig machte, wollte ich mich eigentlich „Igels Übersetzungen“ nennen, aber das fanden 100 % der Befragten nicht ernsthaft genug. Mit ein bisschen Latein am richtigen Ort ließ sich die Problemzone kaschieren.
Inzwischen stehen die Stacheln in meinem Logo laut meinem Logo-Designer für meine messerscharfen Übersetzungen. Und wenn ich mich auf einen Text konzentriere, rolle ich mich immer noch ein und piekse Störer einfach weg, aber es sieht jetzt viel eleganter aus.